A BRAND NEW MIRAGE BOOTH AT CERSAIE: 2015 INTERVIEW TO GIACOMO FERRARI

Freitag 25 September 2015
Andrea Bonacini
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Andrea Bonacini

Ich heiße Giacomo, bin 29 Jahre alt und Architekt.

Schon von klein auf hatte ich eine starke Leidenschaft für die Darstellung und Umsetzung meiner Ideen und bin bald vom Filzstift darauf übergegangen, Nägel in das Holz zu schlagen. Nach der Kunstschule, an der ich die Möglichkeit hatte, vom ersten Moment an neue für meinen Beruf grundlegende Techniken wie das Modellieren von Ton, das Zeichnen nach der Natur, Photoshop und das CAD-Zeichnen erlernen konnte, habe ich meine Ausbildung an der Architekturfakultät in Ferrara fortgesetzt. Dort habe ich das Studium 2009 mit einer Diplomarbeit im Industrial Design mit Professor Giuseppe Mincolelli abgeschlossen. Die bereits während des Studiums begonnene Berufstätigkeit ging mit verschiedenen Zusammenarbeiten mit Industriedesign- und Architekturbüros weiter: Lineaguida - Florenz, Arcodesign - Campogalliano, Dlea - Milano Marittima, Prospazio - Sassuolo.

Dank der durch diese ersten Erfahrungen angeeigneten Kenntnisse konnte ich mit der Unterstützung der Architektin Marta Mazzolani das Architekturbüro Giacomo Ferrari Architetto (www.giacomoferrariarchitetto.com) gründen. In diesen Jahren konnten wir große Erfolge verzeichnen und Konzepte des Innendesigns und Exhibition-Design-Projekte für verschiedene Firmen ausarbeiten. Zu den wichtigsten zählen: Grandsoleil, Panerai, Cappellini Cucine, System spa, Brandoli Artwork und Mirage Granito Ceramico spa. In Zusammenarbeit mit dem Studio Archilinea wurden das architektonische Konzept für das Bürogebäude von Ceramica Panaria in Finale Emilia sowie das Projekt für den Stand 2013 und 2014 von Graniti Fiandre entwickelt. Seit 2014 entwickeln wir Industriedesignkonzepte von Heimelektroniksystemen für die Gesellschaft Mind srl aus Modena.

In den letzten Jahren habe ich 2 italienische Patente und 3 Gebrauchsmuster für Packaging Design und Befestigungssysteme für Keramikprodukte mit 20 mm Stärke angemeldet. Für diese Projekte habe ich verschiedene Anerkennungen bekommen, wie etwa ein Stipendium und die Veröffentlichung in der Zeitschrift Wired 08/2010 in der Rubrik „Italian Valley“ mit dem Projekt Packdesign.
 

GIACOMO, ERZÄHLE UNS ETWAS ÜBER DEN NEUEN STAND VON MIRAGE AUF DER CERSAIE. WORIN BESTEHEN DIE WICHTIGSTEN NEUIGKEITEN?
Man wird das Gefühl haben, in ein Atelier der Materie einzutreten.

Der neue Stand wirkt im Vergleich zur Vergangenheit organischer und dynamischer, es kommt auf physischer und theoretischer Ebene zu einem Bruch. So zerbricht das neu entworfene Ausstellungssystem die Räume und überlagert sie, damit die Materie bei unterschiedlichen Lichtbedingungen erfasst und als Volumen und nicht nur als Ebene wahrgenommen werden kann.
Er ist organisch, weil das zu Grunde liegende Projekt dank einer Unterteilung von unterschiedlichen, aber durchlässigen Räumen in Zonen klar erkennbar und verständlich ist. Während das Projekt in der Vergangenheit bezüglich des Grundrisses regelmäßig erschien, aber aus labyrinthischeren Bereichen bestand, zeichnet es sich dieses Jahr durch quer verlaufende Linien und perspektivische Ansichten aus und wirkt bereits beim Betreten behaglicher und einladender. 
 

WELCHE PHILOSOPHIE LIEGT IHM ZUGRUNDE UND WAS KÖNNEN WIR UNS VON DIESEM NEUEN BEHÄLTER DER FIRMA AUF DER CERSAIE ERWARTEN?

Die Grundidee, von der alle Überlegungen ausgegangen sind, um den Grundriss des 20x20 Meter großen Stands zu planen, war die Diagonale.

Die vier verschiedenen Zonen des Stands, d.h. der Bereich der Kollektionen im Katalog, der Bereich der lancierten Kollektionen, der Bereich evo 2/e und der Engineering-Bereich sind stark geprägt und unterschieden sich voneinander, aber die Verbindung dazwischen ist fließend und durchgehend, um dem Besucher eine wirkungsvolle, einfache und anregende Tour zu bieten.

Das Projekt beruht auf diesen Zweckmäßigkeitsrichtlinien in Verbindung mit dem Willen, dank der Verwendung von schrägen, unterbrochenen Linien, die die Trennung der Räume bewirken und an die materische Natur der Firma erinnern, Räume zu schaffen, die aus der Materie heraus gewonnen werden. So verkleidet das Ausstellungsmaterial die Oberflächen auf der ganzen Höhe und modelliert sie unter Einhaltung von facettierten Volumen.

Das Ziel ist, den Zuschauer zu vereinnahmen und zu bewegen, indem man das Material sprechen lässt.
 

FALLS DU NUR EINE EINZIGE ANSICHT DES NEUEN STANDS VON MIRAGE WÄHLEN KÖNNTEST, DIE DIR AM BESTEN GEFÄLLT, WELCHE WÜRDEST DU WÄHLEN UND WARUM?

Die Diagonale des Quadrats, auf dem der Grundriss des Stands aufgebaut ist, schafft eine räumliche Unterteilung der Projektbereiche und wird als solche auch zum Durchgang, der alle Zonen miteinander verbindet und gleichzeitig zahlreiche Ansichten und Perspektiven bietet.

Die Enden dieser Diagonale sind die Zone der „lancierten Kollektionen“ und der „Garten evo 2/e“. Der erste dient als Ausgangspunkt und weist eine beachtliche vertikale Fläche auf, auf der man die neuen Produkte bewundern kann. Das andere ist der wahre Zielpunkt, der in der Gestaltung des Gartens mit Elementen der Stadtmöblierung und vertikalen Installationen gipfelt.
Ich denke, dass dieser Weg, der einen bereits beim Eintritt in seiner Gänze wahrnehmbaren Durchgang eröffnet, die beste Ansicht des Stands bietet.
 

RESTILE WAR FÜR DICH EIN WICHTIGES SPRUNGBRETT, UM MIT DER WELT VON MIRAGE UND DER DER KERAMIK IN KONTAKT ZU TRETEN. WELCHE EINDRÜCKE HATTEST DU ALS OUTSIDER VON DER KERAMIKWELT GEWONNEN UND WIE HABEN SIE SICH HEUTE, WO DU ZU DEN „INSIDERN“ ZÄHLST, GEÄNDERT? WELCHE HABEN SICH BESTÄTIGT UND WELCHE WURDEN WIDERLEGT?

Bei Mirage habe ich ein dynamisches Team vorgefunden, das bereit ist, an junge Architekten wie Marta und mich zu glauben und in sie zu investieren. Wir sind auch angesichts der Tatsache, dass alles mit der Teilnahme an einem von der Firma ausgeschriebenen Wettbewerb begonnen hat, sehr zufrieden. Eine interessante Initiative, die an junge Menschen gerichtet ist, die nicht immer die Gelegenheit haben, sich vorzustellen und bekannt zu werden, und zu einer Zusammenarbeit geführt hat, die bereits seit mehr als einem Jahr andauert.

Ich kann sagen, dass das Verbindungselement, dank dem ich Einzug in die Welt von Mirage nehmen konnte, die bäuerliche Tradition war. Als ich beschlossen habe, an Restile teilzunehmen, arbeitete ich parallel dazu an der Renovierung eines Bauernhauses, und die Anregungen, die ich in das Projekt des Wettbewerbs umgesetzt habe, kamen von der Entwicklung der in den „Gelosie“ (Maschrabiyya) genannten Heuschuppen angewendeten Errichtungstechniken. Nach mehr als einem Jahr führe ich diese Renovierung ausgerechnet mit Keramikprodukten zu Ende, die ich bei Mirage kennen und schätzen lernen konnte.

Vor Beginn dieser intensiven Zusammenarbeit war das Keramikprodukt für mich einfach eine Endausfertigung, die in der Endphase gemeinsam mit dem Kunden gewählt wird, während ich heute ihr Potential und die Weiterentwicklung im Vergleich zu den Produkten der Vergangenheit schätze. Als Planer habe ich daran gearbeitet, das Keramikprodukt nicht einfach auf ein flaches Cover zu beschränken, sondern es zu einer Form, zu einem Volumen zu machen. Ich dachte, es sei ein Material mit beschränkten Entwicklungsmöglichkeiten, aber dank der breiten Palette an Formaten und Stärken und den vom Wasserstrahlschnitt gebotenen Möglichkeiten öffnet sich ein breites Szenarium an Anwendungsmöglichkeiten, das aus der Sicht der Planung grenzenlos sein kann.